Historischer
Hintergrund
Bereits 1942 / 43 wurde vom Heereswaffenamt die Forderung nach
schweren und schwersten Selbstfahrlafetten aufgestellt. Bis Ende
1944 war die Selbstfahrlafette GRILLE" auf Basis
eines verlängerten TIGER II B Fahrgestells nahezu
bis zu Serienreife entwickelt. Als Bewaffnung war die 17cm K 44
bzw. die 21cm Mrs 18 vorgesehen. Nach eingehenden Versuchen zeigte
sich jedoch,das diese Bewaffnungen keine zufrieden stellenden
Ergebnisse brachten.
Daher
wurde Anfang 1945 die Forderung aufgestellt, die 1944 neu entwickelte
24cm K 4, welche bei Schießversuchen sehr beeindruckt
hatte, in die neue Selbstfahrlafette einzubauen. Das GRILLE
Fahrgestell zeigte sich dieser Bewaffnung jedoch als
nicht gewachsen.
Es wurde daher vorgesehen, das die neue Selbstfahrlafette auf
der Basis des neuen E90/E100 Fahrgestells aufbauen sollte.
Decknahme für diese Projekt war Hummel-Wespe".
Heereseinführung war lt. Forderung für spätestens
1946 vorgesehen. Aufgrund der Kriegsereignisse ist dieses Projekt
allerdings nicht mehr über das Reisbrett-Stadium hinaus
gekommen. Die ersten Vorstudien sollen aber sehr vielversprechend
gewesen sein ...
Und war nun meine Modellbauidee geboren:
Diesen Geschützwagen auf Basis E100 baue ich im Modell!
Aber
wie hätte der wohl ausgesehen?
Vorbild war natürlich der Prototyp der Grille, von der
es ja in 1:76 ein
Harzmodell von United Fun gibt. Diese habe ich mir dann erst
mal besorgt, um ein Modell-Vorbild zu haben.
Das
Basis Fahrzeug eine E100 von Dragon war kein Problem, aber welches
Geschütz sollte ich nehmen? Zum Glück gibt es von
PRECISION-Models ein gutes Harz-Modell der 24cm K4 Sf, welches
allerdings recht teuer ist (300,-- DM)
So
ging ich daran erst mal das Fahrgestell des E 100 um zwei Laufrollen
zu verlängern. Wanne zersägen, entsprechendes Stück
einer zweiten E100 Wanne einsetzen und alles wieder gut verkleben.
Dann wird das Wannenoberteil zersägt, sprich der Turmdrehkranz
wird entfernt, und das fordere Teil mit den Lucken für
Fahrer/Funker und das hinter Teil mit dem Motordeck werden direkt
hintereinander zusammengeklebt, da ja der LÖWE einen Mittelmotor
hat.
Das Heck der Wanne wird komplette im 90° Winkel abgesägt
und entsorgt, da dies für einen hinten offenen Geschützwagen
nicht zu gebrauchen ist.
Der eigentliche Wannenoberkasten für das Geschütz
ist dann komplett in Eigenbau entstanden, wobei ich versucht
habe mich soweit wie möglich an dem 1:76-Grille-Modell
zu orientieren. Das Heck und die Innenreinrichtung sind aber
ein Entwurf von mir, da ich hierfür kein Vorbild gefunden
habe. (Das Grille-Modell ist leider nur geschlossen darzustellen)
Das Modell der 24cm K4 geht recht problemlos zu bauen,
und wird vor der Montage des Wannen-Oberteils in das verlängerte
Wannenunterteil eingesetzt. Es muss nur ein Teil der Lafette
entfernet werden, da diese sonst, von der Breite her, nicht
in die E100-Wanne passt.
Insgesamt gestaltete sich der Bau des LÖWEN doch
recht aufwendig, da man viele Sachen selber bauen oder gar gestalten
muss, und andere Sachen immer wieder anpassen muss, bis diese
in Gesamtkonzept passen. Aber das Ergebnis entschädigt
dann doch für die viele Arbeit, ein wirklich beindruckendes
Modell....
Als Munitionstransporter habe ich dann noch einen SWS mit Pritsche
und
gepanzertem Fahrerhaus dazugestellt, welchen ich aus zwei SWS
aus dem Kasten gebaut haben. Der SWS ist auch ein sehr
schöner Größenvergleich zum LÖWEN.
Ob
der Geschützwagen LÖWE dann tatsächlich
so ausgesehen hätte, ist eine ganz andere Frage, ich halte
die von mir gewählte Erscheinungsform für die wahrscheinlichste....
Der Bau solcher Prototypen und Entwicklungen, welche über
das Reisbrettstadium nicht hinaus gekommen sind, macht für
mich den besonderen Reiz des Modellbaues aus. Ich nenne das
immer eine historisch-logische Rekonstruktion".
(so hätte der höchstwahrscheinlich dann ausgesehen...)
Besondern Spaß macht mir dabei auch immer wieder, etwas
selber zu entwerfen, was es so zu einer bestimmten Zeit nicht
gegeben hat, aber hätte geben können.
Und
den eigenen Entwurf dann im Modell zu bauen, und diesen dabei
zu überprüfen und wieder zu verändern, ist für
mich der eigentliche Reiz des Modellbaus. Finde ich jedenfalls
viel interessanter als die Xte Ausführung eines Pz.
IV oder TIGER I zu bauen...
Sebastian
Nast
Im Juni 2001